'Flugkörper' / Herbst 2005
Arbeit für das Automaten-Projekt des Kunsthauses Bethanien (Berlin) und Julie Schneider, Berlin, Stettin / Szczecin (Polen) und Strassburg / Strasbourg (Frankreich).

 
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Flugsamen der Pflanze Taraxacum officinale (Pusteblume) in einem Plastik-Ei für Automaten, Aufschrift ‘Bitte draußen öffnen’ in drei Sprachen (deutsch, polnisch, französisch)

Beschreibung
Für die Behältnisse der „Galerie automatique“ habe ich die flugfähigen Samen der Löwenzahn-Pflanze (Taraxacum officinale, auch Pusteblume genannt) gesammelt. Die Kapsel ist in schwarzen Drucklettern mit den Worten „Bitte draußen öffnen! — Prosze otworzyac! — S’il vous plait, ouvrir à l’exterieur!“ auf polnisch, französisch und deutsch beschriftet. Fundort der Pusteblume ist die Brache auf dem ehemaligen Mauerstreifen im Kreuzberger Engeldamm, wo die Pflanze Platz hatte, sich auszubreiten und man die weiß behaarten Samen dicht herumfliegen sieht.

Beim Öffnen der Schalen-Hälften werden sich die Regenschirmartigen Flugobjekte selbstständig machen und zu einem neuen Ort fliegen – irgendwo in Berlin, Stettin und Straßburg.

Der Moment des Herausfliegens ist entscheidend: Vor dem Öffnen besteht allein die Vorstellung von dem, was kommen könnte. Nach dem Öffnen ist der Vorgang vollzogen. Der Zeitpunkt, an dem die Arbeit also besteht, ist schwer zu fassen und geht gegen Null (der mathematische Limes – ursprüngliche Bedeutung im Lateinischen ist „Grenzweg“).Was bleibt, ist Relikt und die Erinnerung an einen Vorgang, der nun nicht mehr zu sehen ist: die leeren Plastik-Hüllen.

Die Arbeit ‘Flugkörper’ ist durch den seit langem gewachsenen Löwenzahn in der Vergangenheit angelegt und erfüllt sich weiter in der Zukunft. Ihre Dauer ist gleichermaßen flüchtig wie beständig.

Ich hörte, mit dem Öffnen dürfe man sich etwas wünschen.